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Gespräch mit Florian Fuchsluger. Geschäftsführer der Fuchsluger GmbH und Erzeuger von Biomethan



In den letzten Wochen und Monaten haben sich die konkreten Anfragen betreffend Netzzugang für neue Biomethananlagen erhöht. Das ist gut, denn Biomethan gehört ins Netz! Wir wollen diese Gelegenheit nutzen, um mehr über diese Biomethananlagen und deren Betreiber:innen zu erfahren:
Gespräch mit Florian Fuchsluger, Geschäftsführer der Fuchsluger GmbH und Erzeuger von Biomethan (www.fuchsluger.com)

Bitte stellen Sie sich in kurzen Worten vor:
Mein Name ist Florian Fuchsluger, bin 48 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Seit 2011 bin ich gemeinsam mit meinem Bruder Geschäftsführer der Fuchsluger GmbH. In Waidhofen/Ybbs habe ich an der HTL für Betriebstechnik und Maschinenbau maturiert. Ein MBA Studium mit einem Schwerpunkt in Abfall- und Kreislaufwirtschaft habe ich 2018 abgeschlossen. Meine Hobbys sind die Musik und die Jagd.

Stellen Sie Ihre Anlage vor (Technologie, Leistung, Rohstoffeinsatz, Verwertung der Gärreste…)
Unsere Anlage in Aschbach wird als Trockenfermentationsanlage mit 8 Fermenter- und 8 Rottetunneln realisiert. Als Inputmaterial sie auf Bioabfall und Grünschnitt ausgelegt. Über die Fermenter sollen ca. 40.000 to pro Jahr verarbeitet werden und so bis zu 15 GWh Energie als Biomethan ins öffentliche Netz eingespeist werden. Die anfallenden Gärreste werden in den angeschlossenen Rottetunneln unter Zumischung von Strauchschnitt zu Kompost weiterverarbeitet.

Was hat Sie bewegt, Biomethan ins Netz einzuspeisen, auch ohne ein existierendes Förderregime?
Das Thema, Energie aus Biomasse zu gewinnen, beschäftigte meinen Vater bereits seit den 70er Jahren. Vorerst realisiert in Form mehrerer kleiner und größerer Fernwärmeanlagen bis hin zum Bau von zwei KWK mit denen auch Erdgas in einem Lebensmittelbetrieb substituiert wurde.
Die nun von uns gebaute Technologie erlaubt es erstmalig unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen wirklich „sauberes und nachhaltiges“ Biomethan aus biogenen Abfällen zu gewinnen. Konkret spreche ich hier von vernünftigen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter, Reduzierung der Emissionen an die Umwelt sowie Vermeidung von Mikroplastik im Gärrest. Unser Betrieb produziert seit vielen Jahren Erdensubstrate für den Gartenbau. Gerade hier ist die Qualität des Produktes sehr wichtig.
Mit keiner anderen Technologie ist es zurzeit möglich, aus biogenen Abfällen derart hochwertigen und nahezu 100% mikroplastikfreien Kompost zu erzeugen. Durch Mitbetrachtung all dieser Argumente, war es auch möglich Abnahme- und Vertriebspartner anzusprechen. Gerade die Betriebsweise einiger Biogasanlagen hat in der Vergangenheit, z.B. Thema Gärrest, zu einer großen Skepsis am Markt geführt. Meine Idee war es, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, um einem Kunden auch die Sicherheit geben zu können, dass sein erneuerbares Gas von Anfang bis zum Ende nach nachhaltigen Gesichtspunkten erzeugt wird, einschließlich die Herkunft der Substrate und der Weiterverarbeitung der Gärreste. 
Mit der EVN haben wir einen langfristigen Partner gefunden, der unsere Visionen teilt und die Umsetzung des Projekts auch ohne Förderregime ermöglicht. Durch dieses Projekt kann der Erdgasbedarf von ca. 1.200 Haushalten durch nachhaltig produziertes Biomethan ersetzt werden.

Welche Rolle wird erneuerbares Gas bei der Energiewende einnehmen? Wie kann das gelingen?
Meiner Meinung nach wird erneuerbares Gas, sofern es nach den von mir vorher aufgezählten Punkten erzeugt wird, immer eine Rolle spielen. Die Regionalität und Nachhaltigkeit werden einigen, und in Zukunft immer mehr Kunden wichtig sein. Zu überdenken ist aber auch die Einstellung der Politik, inwieweit hier einerseits sogar auf eine verpflichtende „kaskadische“ Verwertung biogener Abfälle Wert gelegt werden muss, oder andererseits die Erzeugung vom Biomethan aus Abfällen mittels eines Fördersystems zusätzlich attraktiv gemacht werden sollte.
Um die gesetzten Klimaziele zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Gasimporten weiter zu verringern, führt kein Weg an die Förderung von „Grünem Gas“ vorbei. Wir müssen da, vor allem in Österreich, vom Reden ins Tun kommen: Die Steigerung der heimischen Produktion von Biomethan wird dazu beitragen, die Energieversorgung weiter abzusichern und uns unabhängiger zu machen. Mit der Einführung eines erprobten und EU-konformen Fördermodells (wie zBsp. einer Marktprämie), kann ein zeitgerechter Ausbau von Biomethananlagen erfolgen.

Was sind Ihre Wünsche bzw. Erwartungen von einer neuen Regierung (Regulatorisch, Einspeisemodell, Förderschema)?
Ohne Förderung bzw. Starthilfe wird es beim Grün Gas nicht gehen. Daher ist eine rasche Verabschiedung eines durchdachten „Erneuerbaren-Gas-Gesetzes“ erforderlich. Mein Wunsch wäre ein praxisnahes Gesetz, mit geringem bürokratischem Aufwand. Es braucht einen klaren rechtlichen Rahmen für eine solche Förderung und eine einheitliche Nachweisführung, um einen sicheren Markthochlauf zu ermöglichen. Die Förderung (in Form zum Beispiel einer Marktprämie) sollte für Unternehmer so attraktiv sein, dass sie Investitionen in die Produktion und Einspeisung von “Grünen Gasen“ ins öffentliche Netz von selbst auslöst. Und wir brauchen: Ein EU-weit einheitliches Nachweissystem, dass den (internationalen) Handel ermöglicht. Das sollte alles Hand in Hand geben – und ohne ideologische Scheuklappen.
 
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