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Gespräch mit Bernadette Mauthner, Geschäftsführerin der Biogas Bruck an der Leitha
Liebe Frau Mauthner, können Sie sich und Ihr Unternehmen bitte kurz vorstellen?
Sehr gerne! Mein Name ist Bernadette Mauthner, ich bin seit Dezember 2013 bei der Biogas Bruck/Leitha beschäftigt und seit April 2014 Geschäftsführerin. Die Anlage wurde 2004 in Betrieb genommen und lief zehn Jahre lang mit einem Ökostromtarif (zwei Blockheizkraftwerke mit je 836 kWel). Bereits 2007 haben wir mit dem Forschungsprojekt "Virtuelles Biogas" begonnen und eine Pilotanlage zur Gaseinspeisung errichtet. 2014 erfolgte dann die komplette Umstellung von Strom- auf Gaseinspeisung. Seither speisen wir jährlich etwa 34 GWh Biomethan ins Netz ein – das entspricht etwa einem Viertel des gesamten erneuerbaren Gases im österreichischen Gasnetz (Anmerkung: 123,5 GWh im Jahr 2024). Besonders wichtig: Unser Betrieb setzt ausschließlich auf Abfallstoffe.
Was macht Ihre Anlage besonders? Welche Technologien nutzen Sie?
Unsere Biogasanlage basiert auf der Nassfermentation und verarbeitet eine breite Palette an gewerblichen Abfällen – von pflanzlichen und tierischen Stoffen bis hin zu verpackten Materialien aus Handel, Gastronomie oder Lebensmittelproduktion. Dank unserer Materialaufbereitung und Hygienisierung können auch komplexe Abfallströme verwertet werden.
Das Biogas wird durch ein Membranverfahren aufbereitet, die Entschwefelung erfolgt mittels chemischem Wäscher. Zusätzlich verfügen wir über ein "Reserve"-BHKW sowie eine 165 kVA Photovoltaikanlage (199 kW Peak). Pro Jahr verwerten wir etwa 34.000 Tonnen Abfall, produzieren 33-38 GWh Biomethan und erzeugen bis zu 35.000 Tonnen Düngemittel.
Warum haben Sie sich trotz fehlender Förderung für die Einspeisung von Biomethan entschieden?
Zunächst aus einer gewissen Notwendigkeit heraus: Der Ökostromtarif lief aus, ohne dass es eine Anschlussförderung gab. Doch wir wussten aus unserem Forschungsprojekt, dass die Gaseinspeisung technisch funktioniert. Ein weiterer entscheidender Faktor waren langfristige Abnahmeverträge mit Partnern, die Biomethan als Produkt aktiv weiterentwickeln wollten.
Aber ganz abgesehen davon: Die Gaseinspeisung ist schlichtweg maximal effizient. Der gesamte Energieinhalt bleibt erhalten und ist speicherbar. Zudem ist Biomethan ein flexibles Medium – egal ob für Industrie, Verkehr, Strom- oder Wärmeerzeugung. Es ist einfach ein „cooles G’schichtl“!

Fahrzeuge mit Biomethan haben den gringsten Umwelteinfluss und die niedrigsten Gesamtemissionen im
Vergleich mit allen Antriebsarten.
Bilder: eigene Photos
Welche Rolle wird erneuerbares Gas in der Energiewende spielen?
Eine zentrale Rolle – vorausgesetzt, man will es. Denn:
- Es ist erneuerbar und Teil der Kreislaufwirtschaft.
- Es ist speicherbar und vielseitig einsetzbar.
- Es ist wetter- und tageszeitunabhängig.
- Es ist regelbar und bildet eine entscheidende Schnittstelle im Energiesystem.
Kurz gesagt: Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, kommen wir an erneuerbarem Gas nicht vorbei!
Was erwarten Sie von einer neuen Regierung?
Zuallererst: Bewusstsein! Biomethan ist weit mehr als nur ein Energiethema. Es verbindet Energie, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft in einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Die positiven Effekte sind enorm: Reduzierung von energieintensiv hergestelltem Mineraldünger, nachhaltige Bodenbewirtschaftung, Versorgungssicherheit, regionale Wertschöpfung und Arbeitsplatzsicherung. All das muss in die volkswirtschaftliche Betrachtung einfließen.
Daraus folgend:
- Eine angepasste Förderlandschaft, die auch Bodenfruchtbarkeit, Kreislaufwirtschaft und Versorgungssicherheit honoriert.
- Weniger Bürokratie! Manchmal fühlt es sich an, als wären wir in einem Asterix-Comic mit Passierschein A38 gefangen.
- Sachliche, vorausschauende Regulierung, die technologische Entwicklungen wie CO2-Nutzung oder Speichertechnologien berücksichtigt.
- Fairness gegenüber Bestandsanlagen – Pioniere dürfen nicht weiter unter die Räder geraten.
- Unterstützung, die nicht nur das Überleben, sondern auch Innovation und Investition ermöglicht.
Fazit: Biomethan hat das Potenzial, eine tragende Säule der Energiewende zu werden – wenn die Rahmenbedingungen endlich passen!
Danke für das Gespräch und drücken wir uns die Daumen, dass hier bald etwas weitergeht, im positiven Sinne.
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©2025 AGGM Austrian Gas Grid Management AG
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